Begriff Weinviertel

Wusstest du, dass das Weinviertel nicht immer Weinviertel hieß?

Der Manhartsberg im Westen, die March im Osten, die Thaya im Norden und im Süden die Donau: Inmitten dieser Grenzen liegt unser Weinviertel. Nicht immer jedoch war das zunächst als „Viertel unter dem Manhartsberg beschriebene Land“ ein so klar begrenztes gebiet – und als „Weinviertel“ kennen wir es noch nicht lang. Zumal auch die Rolle des Marchfelds als Teil des Weinviertels zunächst strittig blieb. Das hat historische Gründe: Der Bezeichnung Marchfeld kam schon früh eine gewisse Sonderrolle zu. Bereits in der Zeit der Römer taucht der Name March in schriftlichen Quellen auf, der Fluss diente bereits damals als wichtiger Orientierungspunkt. Kein Wunder also, dass schon im Übergang vom Früh- zum Hochmittelalter das Gebiet im nordöstlichen Niederösterreich als Marchfeld bezeichnet wurde.

Falkenstein, © Weinviertel Tourismus / Seymann
Falkenstein

Der Begriff Weinviertel jedoch tauchte in schriftlicher Form erst deutlich später auf. 1888 erschien der 4. Band des Werks „Die österreich-ungarische Monarchie in Wort und Bild“, kurz das Kronprinzenwerk. In diesem umfangreichen landeskundlichen Buch schien der Name „Weinviertel“ zum ersten Mal auf. Die Autoren beschrieben unser Land jedoch als Gebiet zwischen dem Manhartsberg, Bisamberg und Leiserberg (Leiser Berge) welches nördlich durch Mähren begrenzt wird. Laut dieser Definition gehörte aus damaliger Sicht das Marchfeld noch nicht zum Weinviertel. Diese Meinung hielt sich in weiter Folge noch länger. In einem Bericht über die Grundbesitzverteilung in Niederösterreich wird es nämlich wiederum als eigene Gruppe definiert und als Marchfeld bezeichnet, der Weinviertel-Begriff hatte sich noch nicht durchsetzen können. Bis auf eine Ausnahme wird im gesamten Werk vom „Weinland“ gesprochen, eine Bezeichnung, die zu dieser Zeit häufig analog zum Begriff Hügelland eingesetzt wurde, wenn man über das damalige Weinviertel sprach.

Anfang des 20. Jahrhunderts brachte Landesschulinspektor Dr. Anton Becker seinen vielbeachteten Artikel „Bau, Bild und Gliederung des Viertels unter dem Manhartsberg“ heraus, worin er verstärkt auch der Begriff Weinviertel verwendet. Diese Schrift leistete den wohl wichtigsten Beitrag dazu, dass sich der neue Name durchzusetzen begann. Kurze Zeit später erschien auch schon der erste Artikel der das Wort Weinviertel im Titel trug: „Die Kulturfläche des Weinviertels (V. U. M) 1787 bis 1897“ von Dr. Heinrich Güttenberg. In seiner abschließenden Bemerkung spricht Güttenberg davon, dass „der Name Weinviertel noch immer seine relative Gültigkeit habe“. Das lässt darauf schließen, dass der Begriff im Volksmund schon länger verbreitet war, als in der akademischen Literatur – wir Weinviertler wussten also wohl bereits, dass wir Weinviertler sind.

1928 wird dann Dr. Leo Helmers Werk „Das niederösterreichische Weinviertel östlich des Klippenzugs“ zum ersten Mal das Weinviertel so definiert, wie wir es heute kennen –einschließlich des Marchfelds! Damit schien der Bann gebrochen und der Begriff „Weinviertel“ setzte sich im weiteren Verlauf des 20 Jahrhunderts, unter dem Einfluss bekannter Persönlichkeiten und kultureller Werke endgültig durch. Als Marke steht er heute stolz für eine Sehnsuchtsdestination („Weinviertel Tourismus“) oder für das regionstypische „Pfefferl“ in unserem exzellenten Grünen Veltliner („Weinviertel DAC“) und transportiert unsere Lebensart der genussvollen Gelassenheit weit über Manhartsberg, March, Thaya und Donau hinweg – in alle Welt.