Vorgeschichtliches Weinviertel

Wusstest du, dass es im Weinviertel „Pyramiden“ gibt?

Die Vorzüge des Weinviertels hat der Mensch schon früh erkannt. In der Ur- und Frühgeschichte der Erde war unser Land weit dichter besiedelt als andere Teile Österreichs – die günstigen Klimaverhältnisse und die besondere Beschaffenheit unserer fruchtbaren Böden boten perfekte Voraussetzungen. Heute noch zeugen mächtige Grabhügel von dieser frühen Besiedelungsgeschichte – sie werden der Hallstattkultur zugeschrieben und heben sich als klar von Menschenhand geschaffene Erhebungen deutlich von der sanft hügeligen Landschaft ab.

Die Hallstattkultur steht für die Periode der älteren Eisenzeit (8.-5. Jahrhundert v. Chr.), ihr Name entlehnt sich dem Fundort eines Gräberfelds am Salzberg bei Hallstatt. Der höchste Weinviertler Grabhügel aus dieser Zeit ist der „Tumulus“ von Großmugl – der wohl auch eindeutiger Namensgeber der gleichnamigen Ortschaft ist. Mit einem Durchmesser von 50 Metern und 16 Metern Höhe ist er außerdem der größte mitteleuropäische Grabhügel der Hallstattkultur. Wissenschaftlich wurde der Großmugler Tumulus noch nicht untersucht – sein „kleinerer Bruder“, ein kleinerer Grabhügel hingegen, wurde in den Jahren 1950 bis 1956 von Archäologen des Naturhistorischen Museums Wien ausgegraben. Teile mächtiger Keramikgefäße kamen zu Tage, ihre Restauration gestaltete sich schwierig – aber nicht minder spannend. Denn die beiden Hügel von Großmugl sind bei Weitem nicht die einzigen ihrer Art: Hügelgräber finden sich auch in Niederhollabrunn, Niederfellabrunn, Unterzögersdorf, Bernhardsthal und Rabensburg. Die Liste ist lang – und Luftbildaufnahmen lassen darauf schließen, dass in anderen Teilen des Weinviertels, viele weitere bereits eingeebnete und daher fast gänzlich zerstörte Grabhügel zu finden sind.

Zu ihrer schieren Anzahl kommt im Weinviertel die Besonderheit dazu, dass sie im Unterschied zu anderen Regionen meist für sich alleine stehen. Kombiniert man dies mit den reichhaltigen Artefakten, die bei Ausgrabungen gefunden wurden – kann man darauf schließen, dass die in diesen Gräbern ruhenden Ur-Weinviertler sozial hohe Positionen innehatten. Wie bei den Pyramiden des Alten Ägyptens waren auch die „Weinviertler Pyramiden“ daher wahrscheinlich vor allem ein Symbol der Machtdemonstration – prunkvolle Bauwerke mit reichhaltigen Grabbeilagen zu Ehren mächtiger Menschen, die hier in Frieden ruhen sollten. Dabei nutzte man geschickt auch die topographischen Gegebenheiten unserer Landschaft, um die Grabstätten noch höher und imposanter erscheinen zu lassen – und um den verstorbenen Häuptlingen, Dorfältesten und Familienoberhäuptern auch posthum einen guten Überblick über „ihr Dorf“ zu gewähren. Sehen und gesehen werden – zur Zeit der Hallstattkultur vielleicht ein Anspruch, der über den Tod hinaus erfüllt werden sollte?

MAMUZ Schloss Asparn an der Zaya - Freigelände, © Atelier Olschinsky
MAMUZ Schloss Asparn an der Zaya - Freigelände

Wer solchen Fragen näher auf den Grund gehen möchte, bekommt im Urgeschichtemuseum MAMUZ in Asparn an der Zaya und in Mistelbach spannende Antworten. Um sich von ihrem jahrtausendealten Geheimnis verzaubern zu lassen, lohnt es sich aber auch einfach, eine der „Pyramiden des Weinviertels“ zum Ziel eines Ausflugs zu machen – und sie dann einfach nur zu bestaunen.