Literatur

Wusstest du, dass das Weinviertel ein Hafen für Schriftsteller und Dichter ist?

Auf seinem klapprigen Fahrrad ist er unterwegs durch Weinberge und Kellergassen, um als leidenschaftlicher Verfechter der Gerechtigkeit in mittlerweile sieben Bänden knifflige Fälle zu lösen: Inspektor Simon Polt. Schriftsteller Alfred Komarek siedelte seine Romanfigur im erfundenen „Wiesbachtal“ an, für welches ihm das Pulkautal als Vorlage diente. Hier begann eine Erfolgsgeschichte, die nicht nur Komarek als Autor bekannt machen sollte, sondern auch spätestens seit den beliebten Filmen mit Erwin Steinhauer die Landschaft und die Lebensart im Weinviertel in die Welt hinaustrug. Auch Autorin und Wahl-Weinviertlerin Eva Rossmann lässt ihre Krimiheldin „Mira Valensky“ in mehreren ihrer Erfolgsromane zwischen Presshäusern und Rebstöcken ermitteln – was dem Weinviertel, seinen Menschen und nicht zuletzt unserem Wein mit jeder Zeile weitere, teils überregionale Bekanntheit einbringt.

Dass das Weinviertel Literaten und Schriftsteller inspiriert, ist jedoch keine neue Entwicklung. Einer der ersten großen Weinviertler Lyriker war Theodor Kramer. 1897 in Niederhollabrunn geboren, starb er wenig beachtet 1958 in Wien – sein Werk jedoch ist heute im ganzen deutschen Sprachraum bekannt und geachtet, als „einen größten Dichter der jüngeren Generation“ bezeichnete ihn Thomas Mann. Über 12.000 Gedichte verfasste Kramer zeitlebens, nur 2.000 davon sind publiziert. Seine liederhafte Dichtkunst bezog ihre Kraft aus dem sinnlich erfassten Umfeld der Außenseiter: Proletarier, Landstreicher, Handwerker und Knechte. Dabei bildete seine Heimat, das „Lößland“, das Weinviertel, immer wieder den Rahmen für leicht verständlich geschriebene, aber dennoch tiefsinnige Landschaftslyrik.

Vom Weinviertel verzaubert war auch der Erzähler und Dichter Alois Vogel – auch wenn er als gebürtiger Wiener erst 1976 nach Pulkau zog, wo er bis zu seinem Tod im Jahr 2005 lebte und arbeitete. Nur unweit seiner Wirkungsstätte, in Retzbach verfasste Norbert Silberbauer seine preisgekrönten Gedichte und Kurzgeschichten, bevor er 2008 viel zu früh aus dem Leben schied. Hier lebt auch Gerhard Jaschke, Autor und Herausgeber der Zeitschrift „Freibord“, der ebenso wie Gerhard Ruiss aus Ziersdorf zu den bekannten Namen der Weinviertler Literaturschaffenden gezählt werden kann. 

Vom Lavanttal in Kärnten über Wien fand auch der Schriftsteller Peter Turrini ins Weinviertel – er gilt als einer der wohl bekanntesten Autoren Österreichs und lebt seit über drei Jahrzehnten in der Nähe von Retz. Hier schreibt er Theaterstücke, Drehbücher und Gedichte – seine Werke zählen zu den meistgespielten und meistübersetzten österreichischen Dramen. Längst hat er in seiner Wahlheimat tiefe Wurzeln geschlagen, restauriert und pflegt historische Weinkeller und gilt als Initiator des überregional bekannten Festival Retz. Damit ist der Schriftsteller, wie viele andere seiner Zunft, immer auch ein Botschafter unserer Weinviertler Lebensart – und sein Werk ein starker Ausdruck der kulturellen Vielfalt des Weinviertels.