Galerien als Kunstvermittler
Wusstest du, dass internationale Künstler im Weinviertel ausstellen?
In den vergangenen drei Jahrzehnten hat sich das Weinviertel zu einer kulturell und künstlerisch pulsierenden Region im Herzen Europas entwickelt. Zahlreiche Kunstvereine und Galerien sind entstanden – sie bilden einen untrüglichen Maßstab für die gesellschaftliche Anerkennung der bildenden Kunst, zu der man alle visuell gestaltenden Künste zählt: Die Baukunst, die Bildhauerei, die Malerei, Zeichnung und Grafik sowie die Fotografie. Diese Entwicklung ist zwar sehr erfreulich für das Weinviertel als Kunstregion – sie täuscht aber auch ein bisschen darüber hinweg, dass unser Land nicht erst seit dem Fall des Eisernen Vorhangs als Inspirationsquelle dient: Wer die jüngere Kunstgeschichte des vergangenen 20. Jahrhunderts nach namhaften, österreichischen Künstlern durchstreift, landet auffällig oft – im wunderbaren Weinviertel!
Denn die sanft hügelige Weite unserer Landschaft, über der sich ein mächtiger Himmel ausbereitet diente bereits lange vor der touristischen Entdeckung des Weinviertels als zentrales Motiv für zahlreiche Werke von Kunstschaffenden aus dem Weinviertel oder Kü stlern, die sich hier niederließen. Das gilt zum Beispiel für die Arbeiten von Franz Kaindl, der neben seinem künstlerischen Werk, auch durch die Gründung des „Dokumentationszentrum Moderner Kunst“ in St. Pölten eine bedeutende Rolle im Kunstgeschehen Niederösterreichs einnimmt: Der 1932 geborene Maler wuchs im Waldviertel auf und fand 1957 nach Gaweinstal im Weinviertel – dort prägte er schon als junger Künstler die Kulturgeschichte des Ortes, indem er zahlreiche Bilder mit Motiven des Ortes und seiner Umgebung malte. Auch Traudel Pichler konnte sich dem Bann des Weinviertels nicht entziehen: Die 1941 im deutschen Mühlheim an der Ruhr geborene Malerin übersiedelte 1960 nach Ziersdorf und blieb dem Weinviertel bis zu ihrem Tod im Jahr 2002 eng verbunden. Und der gebürtige Weinviertler Rudolf Gössl, (*1929 in Kronberg bei Wolkersdorf) begeisterte als späterer Wahl-Wiener mit abstrakten Landschaftsbildern, für die das Weinviertel Modell gestanden hatte.
Auch die künstlerische Fotografie ist geprägt von der Weinviertler Natur als Motiv. So wurde etwa Heinz Cibulka mit fotografischen „Bildgedichten“ bekannt, in denen er das Weinviertel fotografisch einfing: Seine eindrucksvollen, oft melancholischen Bildwelten erzählen vom unwiderrufliche Verschwinden Weinviertler Landschaftskulturen. In Wien geboren, lebt er heute in Ladendorf im Bezirk Mistelbach – und ist verheiratet mit Magdalena Frey, die sich ebenfalls als Fotografin und Videokünstlerin einen Namen machen konnte: Im Zentrum ihres Schaffens Frey steht zwar die Frau – dennoch spielt das Weinviertel als soziale Landschaft eine immer wiederkehrende Rolle in ihren Fotografien.
Die Liste ließe sich lange fortsetzen – vom gebürtigen Weinviertler Karl Korab, der heute bei Maissau lebt und nicht zuletzt mit seinen typisch Weinviertler Motiven wie etwa den Kellergassen überregionale Bekanntschaft erlangte – bis hin zum weltberühmten Hermann Nitsch, der auf Schloss Prinzendorf mit seinen „Orgien Mysterien Theatern“ international Aufsehen erregte. Die Vielseitigkeit dieser Kunst ist ein Zeugnis der Vielseitigkeit des Weinviertels – und ein Vermächtnis, auf dem auch in Zukunft viel Neues entstehen kann: In einer Region, die heute Künstlerinnen und Künstler anzieht, wie nie zuvor.