Grean geh'n

Wusstest du, dass in d’Grean gehen nun offiziell UNESCO-Kulturerbe ist?

Wenn das Weinviertel aus dem Winter erwacht, kitzeln die ersten wärmenden Sonnenstrahlen des Frühlings uns Menschen raus aus der warmen Stube zu einem Spaziergang in die aufblühende Natur. Das war schon immer so – aber das Weinviertel wäre nicht das Weinviertel, wenn dabei nicht auch der Wein eine taktgebende Rolle spielen würde.

Raus ins Grüne, © Niederösterreich Werbung / Andreas Jakwerth
Raus ins Grüne

Denn einmal mehr sind es die Winzer und die Kellerbesitzer, die am Ostermontag in die Kellergassen laden, die ja meist hintaus, im Grünen gelegen sind. Wer also im Weinviertel zu Ostermontag „In’d Grean“ (frei nach Weinviertler Mundart „ins Grüne“) geht, der hat nicht nur prachtvoll erblühende Natur, sondern definitiv auch Speis und Trank als Ziel. Zurückverfolgen lässt sich diese Weinviertler Tradition tatsächlich bis in die vorindustrielle Zeit. Damals war die Weingartenarbeit noch deutlich beschwerlicher als heute. Nachdem die Weinbauern und ihre Helfer die schwere und harte Winterarbeit getan hatten, gab es zum Dank in den Kellergassen kleine Feste, zu denen die Bauern ihre Arbeiter luden. Bei gutem Wein, frischem Brot und köstlichem Geselchtem wurde der Beginn der neuen Saison und das Ende der langen Fastenzeit gefeiert. So ist in d’Grean gehn eigentlich auch eine Abwandlung des christlichen Brauchs des „Emmausgangs“: Dabei wird dem Gang der Jünger nach Emmaus gedacht – in Form eines geistlichen Gangs mit Gebet und Gesang oder eines besinnlichen Spaziergangs am Morgen des Ostermontags. Den kulinarischen Aspekt haben dann erst wir Weinviertler einfließen lassen – nun, das musste wohl sein.

Heute ist das in d’Grean gehn schon lange nicht mehr den Lesehelfern vorbehalten – vielmehr ist es zu einer breit gelebten und geliebten Tradition geworden: Freunde und Verwandte und immer öfter auch extra anreisende Touristen und Weinliebhaber treffen sich in der Grean. Gemeinsam wird bei einem gemütlichen Spaziergang das Erwachen der Natur aus dem Winterschlaf gemossen, bevor man in geselliger Runde den heurigen Wein verkostet, stilecht vor einem Presshaus, in unseren einzigartigen Weinviertler Kellergassen. Altes Brauchtum, das nicht nur Bestand hat, sondern sich sogar wachsender Beliebtheit erfreut – so dass „in d’Grean gehn“ auch nicht nur mehr am Ostermontag praktiziert wird, sondern oft mehrere Tage lang, mitunter bis Pfingsten.

Dahinter stecken nicht nur die Weinviertler Winzer, denen der Brauch eine perfekte Bühne für eine frühlingshafte Präsentation ihrer Weine bietet. Sehr oft ist es auch die lokale Bevölkerung der Weinviertler Dörfer, die in Form von eigens gegründeten Vereinen das „Grean gehen“ in den letzten Jahren neu belebt hat. Dabei kommt besonders dem Verein der Kellergassenführer eine führende Rolle zu – dessen hunderte Kellergassenführer sich aktiv um das Bewusstsein unserer Dörfer ohne Rauchfang und ihrer Traditionen kümmern. Mit Erfolg: Vor Kurzem kam dem „in d’Grean gehn“ die besondere Ehre zuteil, zum immateriellen UNESCO Kulturerbe erhoben zu werden. Lebendiges Brauchtum, offiziell ausgezeichnet und geschützt. Darauf ein Glaserl Weinviertel DAC, wir sind stolz – hätten aber auch so gut auf’s „Grean gehn“ aufgepasst…