Vorgeschichtliches Weinviertel
Wusstest du, dass es im Weinviertel „Pyramiden“ gibt?
Auf den wenigen, von weitem schon sichtbaren Kuppen des Weinviertels sind sie zu finden. Hoch oben thronen sie, die Jahrhunderte überdauernd – und blicken über das sonst nur sanft hügelige Land: Unsere Burgen. Besonders prominent Burg Staatz und Burg Falkenstein: Obwohl sie uns in der Gegenwart nur mehr als Ruinen zugänglich sind, zeugen sie dennoch von der spannenden Geschichte des Weinviertels.
Vor der ersten Jahrhundertwende war unser Land jedoch eher dünn besiedelt. Lange galten die sogenannten „Hausberge“ als die ältesten Burgbauten des Weinviertels. Ein „Hausberg“ oder auch „Burgberg“, wie er z.B. in Gaiselberg zu finden ist, ist ein künstlich angelegtes Erdwerk. Es besteht aus drei ringförmig angelegten Erdwällen und Gräben in dessen Mitte ein ebenfalls runder Hügel mit einer flachen Oberseite zu finden ist. Bebaut waren diese zunächst mit keinem festen Mauerwerk, sondern mit hölzernen Burgen. Bei archäologischen Grabungen stellte man jedoch fest, dass die Holzbauten später sehr wohl durch gemauerte Wohntürme ersetzt wurden – nur wenige Reste sind davon heute noch erhalten. Man geht außerdem davon aus, dass die Hausberge hauptsächlich im 12. und 13. Jahrhundert aus der Erde geformt und vermutlich bis in die Neuzeit bewohnt wurden.
Auch die Besiedelung durch den Adel war im 11. Jahrhundert eher gering gestreut. Ab 1100 finden sich Schriftquellen, die darauf hindeuten, dass der Hochadel sich in dieser Zeit verstärkt im Weinviertel niederzulassen begann. Große Landherren wie die Liechtensteiner gab es erst im Spätmittelalter, später war das „adelige“ Weinviertel geprägt von einem Nebeneinander aus Groß- und Kleinherrschaften. Wo genau man wie wohnte – lässt sich leider nur noch vereinzelt nachvollziehen. Viele Burgen dienten nach ihrem Verfall als Steinbruch für die umliegende Bevölkerung und wurden Stein für Stein abgetragen. Andere fielen kriegerischen Auseinandersetzungen zum Opfer. So auch Burgruine Staatz – im Dreißigjährigen Krieg wurde die als uneinnehmbar geltende Anlage von den Schweden beschossen und verfiel danach als Ruine.
Auf Grund ihrer guten Lage wurden viele Wasserburgen und umwallte Wehranlagen außerdem später zu Schlössern umgebaut – was jedoch mangels archäologischer Analysen oft nur eine Vermutung bleibt. Dokumentierte Hinweise dazu gibt es etwa in der wohl ältesten Weinviertler Burg, dem heutigem Schloss Ernstbrunn. Von dem einst mittelalterlichen Burgbauwerk ist zwar heute nicht mehr viel erkennbar – nur vereinzelt konnten anhand der Mauerstruktur und einzelner Fensteröffnungen Teile des heutigen Schlosses in die Zeit um 1300 datiert werden. Dennoch demonstriert der Bau sehr eindrücklich, dass die Wohnbauten des Adels einem ständigen Wandel unterstanden. Die Bedürfnisse der Besitzer hatten sich verändert – und der spärlich vorhandene Komfort einer mittelalterlichen Burg reichte dem Adel nicht mehr aus. Dazu kamen optisch-architektonische Vorstellungen, die „Baumoden“, die sich im Laufe der Zeit immer wieder veränderten. Allein die Errichtung des Schlosses Ernstbrunn – dürfte sich somit über mehrere hundert Jahre erstreckt haben…