Krickl-Stickl

Wusstest du, was ein Krickl-Stickl ist?

Sie ist die stilprägende Musikrichtung des Weinviertels, vom späten 19. Jahrhundert bis in die frühen 1930er Jahre – die Weinviertler Kirtagsmusik. Ihr Vorbild ist die Musik der feinen Wiener Gesellschaft, ihre Bühne sind die Weinviertler Kirtage. Ihre Interpreten sind die Kapellen, ihre Komponisten sind Weinviertler – und sie sind wohlbekannt, allen voran Josef Krickl, der „Walzerkönig des Weinviertels“!

Josef Krickl wird am 2. Februar 1870 in Eichenbrunn geboren. Schon sein Vater Josef Krickl senior ist Kirtagsmusikant – das Talent ist Krickl also in die Wiege gelegt. Neben der Volksschule bekommt der junge Josef Geigenunterricht, schnell zeigt sich seine hohe musikalische Begabung. Die Eltern schicken das Kind daher nach Mailberg, zum Unterricht bei Kapellmeister Sitter, der aus einer bekannten Musikerdynastie stammt und den jungen Krickl an die Violine, das Klavier und die Zither heranführt. Im Alter von 17 Jahren beginnt der spätere Komponist dann seine Laufbahn bei den damals international berühmten k.u.k Militärmusiken. Zunächst absolviert er ein Jahr auf der „Prager Elevenschule“, einer Musikschule des Militärmusikvereins in Prag, dann rückt er bei der Regimentsmusik des Infanterieregiments Nr. 84 ein. Von 1890 bis 1894 spielt er als Sologeiger und als Baßflügelhornist – ist in Wien, Krems und in Mostar (heutiges Bosnien) stationiert und dem dem berühmten Kapellmeister Karl Komzak unterstellt, einem der prominentesten „böhmischen Musikanten“ der späten Donaumonarchie. „Der Stellenwert der Militärmusiken damals war immens hoch“, erklärt Martin Haslinger, Experte für Weinviertler Kirtagsmusik, „Krickl hat hier nicht nur viele Freunde gefunden, die ihn später in seiner Kapelle begleitet haben – er ist hier auch den Werken seiner großen Vorbilder begegnet. Ziehrer, Waldteufel, Strauß oder eben Komczak. Das hat ihn geprägt – und seine spätere Karriere als Komponist maßgeblich beeinflusst.“

Diese beginnt jedoch nicht erst, als er nach dem Militärdienst zurück ins Weinviertel kommt, eine hübsche Stronsdorferin heiratet und Familie und Kapelle gründet. Schon als Jugendlicher hatte Krickl zu komponieren begonnen – sein berühmter „erster Kirchtagswalzer“ wurde bereits 1887 in Eichenbrunn uraufgeführt. Jetzt allerdings entfaltet sich Krickls volle Schaffenskraft. Über 300 Krickl-Stickln wird er komponieren, mehr als 150 seiner Werke sind heute noch bekannt oder erhalten. Sein Repertoire umfasst Polkas, Märsche und natürlich Walzer, letztere sind auf den Kirtagen besonders beliebt und bringen ihm bald den Beinamen „Walzerkönig des Weinviertels“ ein. „Der Stil seiner Musik ist jedoch immer von einer gewissen Finesse geprägt,“ sagt Haslinger und beschreibt dabei den typischen Charakter der Weinviertler Kirtagsmusik. „Liebliche Melodien, getragen von einer einfachen Rhythmik, keine Show, keine unerwarteten Harmoniewendungen, kein virtuoser Schnickschnack.“ Ein Rezept, das nicht nur Krickl lang anhaltenden Erfolg beschert, sondern der Weinviertler Kirtagsmusik im Gesamten. Bis ins hohe Alter bleibt der „Walzerkönig des Weinviertels“ aktiv. Nur die beiden Weltkriege unterbrechen sein Schaffen, im Ersten dient er als Soldat, der Zweite bringt das Ende der Weinviertler Kirtagsmusik. Am 28. März 1953 stirbt Krickl, als angesehener Bürger Stronsdorfs, als überregional bekannter Komponist. Sein Werk jedoch bleibt bestehen – und wird vielleicht eines Tages die Herzen der Weinviertlerinnen und Weinviertler zurückerobern.

Die Capelle Krickl unter der Leitung des Walzerkönigs trug seine Musik auf die Bühnen der Weinviertler Kirtage.