Eichenwälder

Wusstest du, dass das Weinviertel auch ein bisschen Wald-Viertel ist?

Zugegeben, an Wald denkt wohl kaum jemand, der ans Weinviertel denkt. Das ist zunächst verständlich, denn mit gerade einmal 17% ist die Waldbedeckung bei uns sehr gering. Dennoch stehen die Eichenwälder neben Trockenrasen, Weingartenlandschaften, Auwäldern und Wiesenlandschaften für eine von insgesamt fünf Weinviertler Landschaftstypen. Als sogenannte pannonische Eichen-Hainbuchenwälder unterscheiden sie sich deutlich von den Wäldern im Großteil Österreichs und erinnern an Südhängen mit ihren teils krüppelig gewachsenen Bäumen sogar ein bisschen an mediterrane Bergwälder. Ihre Verbreitung erfasst gebietsweise das ganze Weinviertel, einen in seiner Größe bedeutsamen Eichenwald findet man bei Wolkersdorf – zwischen Hollabrunn und Ernstbrunn liegt gar der größte zusammenhänge Eichenmischwald Österreichs!

Das liegt zunächst einmal an unserem milden Weinviertler Klima. „Eichen mögen es sonnig, alle vier unserer heimischen Eichenarten sind auf Trockenheit und Wärme angewiesen, können hier ihre Konkurrenzstärken besser ausspielen.“ verrät Naturlandschaft-Experte Manuel Denner, der als Landschaftsplaner das Buch Wald.Geschichte.Weinviertel verfasst hat. „Der zweite große Grund für die Bedeutung unserer Weinviertler Eichenwälder – ist der Mensch.“ Denn wie andere Landschaftsformen im Weinviertel ist auch der Eichenwald eine Kulturlandschaft, bewirtschaftet von den Weinviertler Bauern, die die guten Eigenschaften von Eichenholz zu schätzen wussten: Es ist schwer und hart, bietet aber dennoch eine gewisse Elastizität. Es ist gut spaltbar, kann leicht bearbeitet werden und zeichnet sich durch eine hohe Haltbarkeit aus – ein exzellentes Bauholz, nicht nur im Hausbau, sondern auch für Werkzeuge und Geräte. „Dazu kommt, dass eine jüngere Eiche, wenn man sie umschneidet nicht abstirbt – sondern neu austreibt.“, sagt Denner. „Die Bauern nutzten das Unterholz als Brennholz, schlägerten es im Abstand von 20-30 Jahren und ließen dabei aber immer genug junge Bäume stehen, damit künftige Generationen wieder mit Bauholz versorgt waren.“

Dem Menschen kam so eine Aufgabe zu, die viel früher durch Pflanzenfresser wie den Auerochs oder das Wildpferd erledigt wurde: Die natürliche Waldpflege. „Das erfolgte natürlich nicht aus Naturschutzgründen, sondern einfach nur, weil der Mensch das Holz nutzen wollte!“, lächelt Denner. Der Effekt jedoch – war ähnlich: Es entstanden weitläufige, sonnendurchflutete Eichenwälder mit vielen lichten Stellen. Und weil Licht immer auch Leben bedeutet, entwickelte sich hier in Windeseile eine beeindruckende pflanzliche wie tierische Artenvielfalt, die in den spezifischen Gegebenheiten unserer Weinviertler Eichenwälder perfekte Bedingungen vorfindet. Der Diptam etwa – eine ausdauernde, krautige Pflanze, die eine Wuchshöhe von bis zu 120 cm erreicht und herrlich nach Zitrone duftet. Er wächst in den Lichtungen wärmeliebender Trockenwälder und an Waldsäumen im Übergang zu Trockenrasen – und schätzt die lichten Stellen der Weinviertler Eichenwälder so sehr, dass er mit den Schlägen regelrecht mitwandert.

Aber nicht nur aufgrund ihrer Artenvielfalt sind unsere Eichenwälder in hohem Maße schützenswert. Wie alle Wälder erfüllen sie wichtige Klimafunktionen: Sie filtern Staub aus der Luft, binden CO2 und geben reinsten Sauerstoff in die Atmosphäre ab. Besonders in Zeiten des allgegenwärtigen Klimawandels erkennen wir ihre Bedeutung für unsere Umwelt: in einer waldarmen Landschaft sind unsere Eichenwälder die artenreiche „grüne Lunge“ des Weinviertels!