Das Weinviertel als Kriegsschauplatz

Wusstest du, warum sich Weinviertler Ortschaften verstecken wollen?

Früh besiedelt durch sein mildes Klima und die fruchtbaren Lössböden. Schon bald verbunden mit der Ostsee im Norden und der Adria im Süden, durch einer der wichtigsten Handelswege des Altertums, durch die Bernsteinstraße. Jedoch auch gerade deshalb oft heiß umkämpftes Fleckerl Erde. Ob es nun um unsere Region selbst ging oder ob sie als Durchmarschgebiet für fremde Truppen auf dem Weg nach Wien diente – unser Weinviertel war oft blutiger Schauplatz für kriegerische Auseinandersetzungen. Und das hinterließ seine Spuren.

Das mittelalterliche Weinviertel wurde Zeuge für den beginnenden Aufstieg der Habsburger. 1273 wurde ein bedeutungslos scheinender Graf von Habsburg zum deutschen König gewählt – doch schon bald forderte König Rudolf von König Ottokar gewisse Gebiete als heimgefallene Lehnen zurück und marschierte nach Wien. Durch eine Allianz mit dem ungarischen König gelang es Rudolf rasch, Ottokar zum Nachgeben zu zwingen. Zwei Jahre später wollte Ottokar die Gebiete zurückgewinnen und stockte seine Streitmacht beträchtlich auf. Im Sommer 1278 belagerte er zunächst mit seinen 15.000 Mannen Laa an der Thaya. Wenige Tage später brach er die Belagerung ab und marschierte nach Jedenspeigen, seinem Gegner entgegen. In Dürnkrut trafen die beiden schlussendlich aufeinander und schnell zeigte sich, dass die Streitkraft Ottokars trotz ihrer zahlmäßigen Überlegenheit im Nachteil ist. Die Reiter Rudolfs waren zwischen den Weinbergen wendiger und dadurch klar im Vorteil. Schlussendlich hatte aber auch die Weinviertler Sonne den schwergepanzerten Rittern Ottokars zugesetzt und führte schließlich zu seiner Niederlage.

Auch zu Zeiten Napoleons blieb das Weinviertel nicht verschont. Im Juli 1809 kam es zur bisher größten Schlacht der napoleonischen Kriege. 300.000 Soldaten trafen bei den Kämpfen bei Wagram aufeinander. Napoleon sollte am Ende als Sieger über Erzherzog Karl von Österreich hervorgehen. Noch heute zeugen mehre Gedenktafeln in einzelnen Orten des Schlachtfelds vom Blutvergießen dieser Tage. Wer nun noch einen Blick in die Zeitgeschichte wagt, mag zunächst erleichtert feststellen, dass das Weinviertel selbst kein Schauplatz der berüchtigten NS-Gräuel war. Es gab hier keine Vernichtungslager und auch die Todesmärsche gegen Ende des zweiten Weltkriegs führten nicht durch das Weinviertel. Für Angst und Schrecken in der Bevölkerung sorgte vielmehr die „Befreiung“ durch die sowjetischen Alliierten – sie war geprägt durch Hauskonfiszierungen, Demolierungen, Massenvergewaltigungen und Diebstähle. Erneut war das Weinviertel Durchmarschgebiet auf dem Weg nach Wien.

Diese drei Momentaufnahmen der Geschichte schildern nur auszugshaft womit das Weinviertel über die Jahrhunderte hinweg zu kämpfen hatte. Auch Hunnen, Awaren, Schweden fielen über ein Land herein, dessen weite Landschaft wenig Schutz bot. Oftmals wurden unsere Dörfer im Zuge von kriegerischen Auseinandersetzungen bei und in Wien gleich zweimal Opfer von Plünderung und Zerstörung – zuerst beim Einmarsch und dann beim Rückzug oder Ausmarsch der feindlichen Truppen. Die topographischen Gegebenheiten und die Vegetation des Weinviertels boten für die Bevölkerung dabei kaum Schutz vor einfallenden Kriegern und Soldaten. So nutze man, so gut es ging, jede Senke, jede Geländevertiefung als Schutz vor Angreifern und baute hier Höfe und Häuser dicht an dicht zusammen. Bis heute prägt diese „geschlossene Bauweise“ das Ortsbild unserer Weinviertler Dörfer – ihre Geschichte ist wahrlich um-stritten.