Eva Rossmann, die Genießerin

Vor den Vorhang!

Eigentlich ist sie Grazerin. Längst ist sie Weinviertlerin. Und mehr als das: Sie ist Weinviertel-Erzählerin – so erfolgreich, dass sie seit 2006 den Ehrentitel „Botschafterin des Weinviertels“ trägt. Doch der Reihe nach. Als Eva Rossmann in den späten 80er Jahren in Weinviertler Immobilienannoncen stöbert, ist sie noch Journalistin in Wien. Sie sehnt sich nach mehr Grün, mehr Platz, mehr Luft, ihr Kollege beim ORF rümpft die Nase, Auersthal, das liege doch wohl irgendwo in der Steppe jenseits der Donau. Und wenn schon, denkt sich Rossmann. Sie besichtigt ein Biedermeier-Bauernhaus und spaziert danach durch die Weinhügel. „Ich hab mich einfach in eine Rebzeile gesetzt, auf den Ort gesehen und mir gedacht: Da will ich bleiben.“  

Rossmann will das Weinviertel aber nicht nur von außen betrachten, sie will es mit allen Sinnen inhalieren. Sie will als Auersthalerin Fuß fassen, öffnet sich gegenüber lokalen Gepflogenheiten, sucht den Kontakt und fühlt sich schnell zugehörig. „Eine Weingegend prägt ihre Menschen, lässt sie tendenziell offenherzig und entspannt werden.“ Das Weinviertel prägt aber auch seine „Zuag’rasten“. Von der Verfassungsjuristin und Journalistin wird Rossmann zur freien Autorin, initiiert das österreichische Frauen-Volksbegehren und schreibt mehrere Sachbücher, bevor sie sich ihrem ersten Kriminalroman widmet. Mira Valensky heißt ihre Heldin, Rossmann ersinnt eine Wienerin mit Hang zum guten Leben, die in ihren Abenteuern von ihrer bosnischen Freundin Vesna Krajner unterstützt wird. „Ich wollte keine Regionalkrimis machen – sondern das Nahe und das Ferne in einen Zusammenhang stellen.“, sagt Rossmann. So ermittelt Romanheldin Valensky zunächst im Veneto, in den Alpen und auf der Karibikinsel St Jacobs, bevor sie sich in „Wein und Tod“ mit der Ermordung eines jungen Weinviertler Starwinzers befasst.

Seither tragen Eva Rossmanns erfolgreiche Bücher Weinviertler Lebenskultur in die Welt hinaus – während die Autorin immer tiefere Wurzeln schlägt. Für ihren Roman „Ausgekocht“ recherchiert sie im Weinviertler Gasthaus „zur alten Schule“ in Riedenthal, kocht dort fortan auch selbst und gibt gemeinsam mit Wirt Manfred Buchinger mehrere Kochbücher heraus. Sie will das Weinviertel „weitergeben“, weil es ihr nahe ist, sagt Rossmann „Und weil es wunderbar einfach und authentisch ist.“ Darin liege auch die große Chance ihrer Wahlheimat. „Weil das Weinviertel so lange unentdeckt blieb, kann es heute die Sehnsucht nach etwas Unspektakulärem stillen – die Sehnsucht nach Unberührtheit, nach Echtheit.“ So sehr sie die Freiräume zwischen den Dörfern genießt, so sehr sieht Rossmann aber auch die Notwendigkeit der Weiterentwicklung, wünscht sich mehr digitale Anbindung und sieht Aufholbedarf in der Hotellerie. „Wir brauchen keine Zusatzangebote – aber mehr Mut, das zu feiern, was da ist.“, rät sie dem Weinviertel zu mehr Selbstbewusstsein. Eine Gegend sei wie ein Roman, sinniert die Autorin, jeder Mensch nehme sie anders wahr. „Insofern gibt es auch nicht nur einen Zugang zum Weinviertel – sondern viele unterschiedliche, individuelle Zugänge.“ Selbst der einst naserümpfende Kollege beim ORF sei mittlerweile ein begeisterter Weinviertler, sagt sie schelmisch: „Er ist nämlich heute mein Mann.“