Eichenwälder
Wusstest du, dass das Weinviertel auch ein bisschen Wald-Viertel ist?
Nur noch sehr konzentriert findet man im Weinviertel Wiesenlandschaften – als Feuchtwiesen entlang der March-Thaya-Auen, nördlich im Raum Rabensburg, südlich bei Marchegg. Und natürlich rund um den Buschberg im Naturpark Leiser Berge. Gab es früher im Weinviertel riesige und weite Wiesenlandschaften, hat ihre Bedeutung für den Menschen in den letzten hundert Jahren massiv abgenommen. „Es gibt die Notwendigkeit nicht mehr, Wiesen zu bewirtschaften,“ sagt Manuel Denner, der sich als Landschaftsplaner im Weinviertel mit dem Erhalt unserer Naturlandschaften beschäftigt, „Heu wird heute einfach zugekauft.“ Dort, wo es sie noch gibt, werden Wiesen aber meist wie früher „extensiv“ genutzt, also nicht durch Überdüngung „intensiv“ bewirtschaftet. Und: Wo es viel regnet, in manchen Regionen der Voralpen zum Beispiel, werden Wiesen bis zu vier mal im Jahr gemäht, das ist zu viel für manche Lebewesen. Im trockenen Weinviertel jedoch, gehen sich gerade mal zwei Schnitte aus – damit kommen Pflanzen und Tiere gut klar.“
In einem solchen Lebensraum können seltene Arten nicht nur überleben – sondern sich sogar wieder ausbreiten, wie es im Weinviertel etwa dem großen Feuerfalter seit einiger Zeit wieder gelingt. Er ist ein bedrohter Vertreter aus der Schmetterlingsfamilie der Bläulinge (Lycaenidae) und kommt in Europa zerstreut in meist nur kleinen Populationen vor. Mit einer Flügelspannweite von bis zu vier Zentimetern fällt der Große Feuerfalter in jeder Wiese durch sein intensives Orange auf – wobei sich Männchen und Weibchen unterschiedlich präsentieren: Die Flügeloberseiten des Männchens sind leuchtend orangerot mit einem feinen schwarzen Strich und weißen Fransen am schwarzen Flügelrand. Die Flügel des größeren Weibchens jedoch verfärben sich zum Rand hin in Brauntönen, ihre Vorderflügel sind überdies mit großen schwarzen Flecken versehen. Auf der Speisekarte des Großen Feuerfalters stehen Trichter- und Köpfchenblüten unterschiedlicher Pflanzen, ein besonderes Faible hat er für violette und gelbe Blüten, wie etwa für Blutweiderich, Baldrian oder Rossminze. Wie so viele (tierische) Bewohner des Weinviertels ist er ein Sonnenanbeter – schwärmt als guter Flieger für Nahrungssuche und Paarung aber auch gern mal etwas weiter aus.
Dabei hat er keine Zeit zu verlieren: Nur rund 25 Tage lebt der Große Feuerfalter, bevor er für immer in den Falterhimmel emporsteigt – und dennoch ist er für unser Ökosystem soviel mehr, als nur ein hübsch tanzender Wiesenbewohner. Nach den Bienen und Hummeln sind Schmetterlinge die wichtigsten natürlichen Bestäuber der Pflanzenwelt – und ein Indikator des Zustands unserer Natur: Denn fast 90% aller Schmetterlingsarten benötigt artenreiche Wiesen um zu überleben und als höchst komplexe Spezies genügen schon geringe Veränderungen, um ihren Lebensraum massiv zu gefährden. Umso erschreckender, dass ihr Bestand in Europa seit den 1990er Jahren um die Hälfte (!) zurück gegangen ist: Damit gehören Schmetterlinge weltweit zu gefährdetsten Tierarten, haben aber (im Unterschied zu Wildbienen) immer noch keine „Lobby“ die sich für ihre Belange einsetzt. „Da könnten wir Weinviertler eine Vorreiterrolle einnehmen,“ macht sich Denner für die flatterhaften Wiesenbewohner stark, „zumal wir im Weinviertel teils ideale Bedingungen für Schmetterlinge vorfinden.“ Umso wichtiger, dass wir uns ihrer Wichtigkeit bewusst sind. Und nicht nur – aber ganz besonders – in unseren wenigen verbliebenen Wiesenlandschaften.